Jahrestagung 2020 / Entfallen wegen Corona
Aufgrund der dynamischen Entwicklung der Corona-Infektionen hat das Gesundheitsministerium des Landes Schleswig-Holstein ein Verbot von öffentlichen Veranstaltungen in Museen, Theatern und Hochschulen erlassen.
Wir wollen das Unsere dazu beitragen, Infektionsketten zu unterbrechen oder nicht entstehen zu lassen. Die Absage der Tagung bedauern wir sehr, die Vorträge werden im nächsten Heinrich Mann-Jahrbuch publiziert.
Bleiben Sie gesund!
Gesundheit, Krankheit und Medizin bei Heinrich Mann
Jahrestagung der Heinrich Mann-Gesellschaft in Kooperation mit dem Institut für Medizingeschichte und Wissenschaftsforschung des Zentrums für Kulturwissenschaftliche Forschung am 27. bis 29. März 2020
Tagungsort:
Institut für Medizingeschichte und Wissenschaftsforschung, Lübeck
Gesundheit und Krankheit bilden im Werk Heinrich Manns metaphorisch und gegenständlich breit gestreute Felder, damit verbunden zeitgenössische medizinische Diskurse in ihrer kulturellen Vermittlung.
Das Themenfeld reicht vom zeittypischen Neurasthenie-Diskurs im Frühwerk um 1900 über zahlreiche produktionsästhetische, kulturkritische und politische Reflexionen, die rhetorisch mit der Opposition ‚gesund‘ versus ‚krank‘ operieren, bis hin zu der Tatsache, dass die weibliche Hauptfigur in Heinrich Manns letztem Roman „Der Atem“ (1949) lungenkrank ist. Hier eröffnen sich viele Fragen: Was heißt es eigentlich, wenn im großen Essay „Kaiserreich und Republik“ (1919) das Kaiserreich als „eine Krankengeschichte“ bezeichnet oder im Essay „Diktatur der Vernunft“ (1923) von „der erkrankten nationalen Psyche“ die Rede ist, in der Stellungnahme „Deutschland und Europa“ (1929) dagegen gesagt wird, die „Arbeit an der Gesundung dieses Erdteils“ werde „alle Europäer vereinigen“ oder der Autor in der Rede „An die deutschen Studenten“ (1930) meint: „Zweifel ist gesund“? Was genau erfasst die Metapher, welche Funktion hat sie, welche gesellschaftlichen Konstellationen und kulturellen Kontexte bilden den Hintergrund?
Welche Rolle spielen die diversen Ärzte bei Heinrich Mann sowohl literarisch (zum Beispiel im „Untertan“ der Doktor Heuteufel, der Diederich Heßling den Hals pinselt) als auch biografisch (etwa die Freundschaft mit dem Reformmediziner Dr. Christoph Hartung von Hartungen)? Welche Krankheiten, Therapieformen, Gesundheitsideale, medizinische Räume (Sanatorien etc.) werden in den Romane und Dramen verhandelt? Wie sieht es überhaupt mit Heinrich Manns medizinischem Wissen aus? Im literarischen, aber auch im Brief-Werk scheint dieses Wissen immerhin entfaltet.
Die Jahrestagung der Heinrich-Mann-Gesellschaft vom 27. bis 29. März 2020 widmet sich mit dem Blick auf Gesundheit, Krankheit und Medizin einem kulturgeschichtlich wesentlichen Themenfeld in seiner spezifischen Ausformung bei Heinrich Mann.